Ein strenger Blick genügt!
Bei diesem Weg halfen mir zum einen die täglichen sozialen Interaktionen meiner eigenen Hunde, zum anderen meine Arbeit mit unterschiedlichsten Hunden in mehreren Hundevereinen. Als Ausbilder hatte ich dort die Möglichkeit, eine Vielzahl von Hund-Mensch-Paaren zu beobachten und bei den direkten Interaktionen mit Hunden deren besondere Kommunikationsbereitschaft zu studieren.
In dieser Zeit reifte in mir die Erkenntnis, dass die Herangehensweise über damals gängige Dressurvorgaben völlig unzulänglich war, um die Seele eines Hundes erfassen und somit einen Platz in seinem hündischen Weltbild einnehmen zu können.
Der Mensch gab einen Befehl und wenn der Hund diesen zufriedenstellend ausführte, schien die Welt in Ordnung. Der Mensch fühlte sich in seinem Weltbild bestätigt, das er von einem Zusammenleben mit dem Wesen Hund hatte, und er gab sich bedenkenlos der Illusion hin nicht nur gelungen kommuniziert, sondern auch den sich bietenden kommunikativen Rahmen ausgeschöpft zu haben.
Schon damals spürte ich unterschwellig, dass man sich mit dieser Umgangsweise nur auf einer kommunikativen Parallelebene mit Hunden bewegte. Das zwang Hunde, Handeln und Ausdrucksverhalten des Menschen zu einem Teil ihres Weltbildes zu machen und zugleich ihr rudimentär vorhandenes hündisches Weltbild hintenanzustellen, das ihnen gestattete, sich im Hier und Jetzt als das zu erleben und das zu sein, was sie im Ursprung waren, nämlich Hunde. Was lag also näher, als mit meinen Beobachtungen da zu beginnen, wo Hundesprache ihren Anfang nimmt.
In den ersten ein bis zwei Lebenswochen sind Augen und Ohren der Welpen noch geschlossen, ihre Wahrnehmung der Umwelt beschränkt sich auf Fressen, Schlafen und die Suche nach Wärme. In dieser Zeit dienen vor allem Geruchsstoffe in Form von Geruchsbildern dazu, ihnen die „Welt“ zu vermitteln.
Sobald sich die Augen des Welpen öffnen, beginnt durch das Einsetzen der Sinnesfunktionen der bewusste Aufbau sozialer Beziehungen. Der Welpe zeigt jetzt eine große Bereitschaft und Fähigkeit, soziale Fertigkeiten zu erlernen und seine Bewegungen werden immer koordinierter. In den folgenden Wochen wird der Umgang mit den Wurfgeschwistern aussagekräftiger und die Welpen beginnen, sich nach und nach bewusster selbst zu erfahren. Da wird das Wurfgeschwisterchen schon mal in die Rute gebissen oder an den Ohren gezogen. Es geht nicht immer sanft zu. Wenn ein Welpe jetzt beim wilden Toben zu weit geht, signalisiert der andere dies durch seine Wehlaute und wehrt sich entsprechend. Hier nimmt ein sich gegenseitiges Reflektieren seinen Anfang.
Die Welpen werden von der Hündin jetzt auch schärfer reglementiert, denn sie greift immer wieder situationsbezogen in Rangeleien ein. Auf diese Weise entsteht ein Regelwerk für soziales Miteinander. Die Hündin folgt dabei ihren Instinkten, die ihr vorgeben, welches Verhalten der Welpen richtig oder falsch ist und die Welpen lernen, dass es gut ist nachzugeben, sich eventuell auf den Rücken zu legen und sich zu „ergeben“. Hier wird eine wichtige Basis für die spätere Kommunikation nicht nur mit anderen Hunden, sondern auch artübergreifend geschaffen.
Wie sehr modifiziert der Mensch bereits bei Welpen durch seine Umgangsweise die Hundesprache. Ein spannendes Thema, auf das ich im nächsten Blog eingehe.
Fortsetzung folgt nächste Woche
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Liebe Grüße - Anton
Schon seit Jahrzehnten wird in der Jagdhundeausbildung die Reizangel eingesetzt, um bei Jagdhundwelpen Motivation zum Nachhetzen und Zupacken zu wecken und speziell bei Vorstehhunden das Vorstehverhalten auszulösen und zu festigen. Im Bereich Familienhund wusste damals fast niemand, was eine Reizangel ist und wozu sie dienen könnte.
Welpen können regelrechte Wutanfälle bekommen, wenn man sie einschränkt, andere kommen einfach nicht zur Ruhe, sie schütteln alles was sie erwischen hin und her, sie zupfen und zerreißen was sie ins Maul bekommen, sie sind genau das Gegenteil eines süßen Welpen und mutieren zu regelrechten Monsterbabys.