HUNDESPRACHE - #2 Muttersprache in der Hundesprache

Januar 15, 2021

HUNDESPRACHE - #2 Muttersprache in der Hundesprache

Schon immer wollte ich die Seele eines Hundes erfassen und einen Platz in seinem hündischen Weltbild einnehmen. Im #1 meines Blogbeitrages begann dieses spannende Thema mit der Frage: Wo nimmt Hundesprache ihren Anfang? Heute gehe ich darauf ein, wie sehr der Mensch bereits bei Welpen durch seine Umgangsweise die Hundesprache modifiziert.

Was machen Welpen in den ersten fünf bis sechs Wochen, in denen sie noch mit der Mutterhündin zusammen sind. In dieser Zeit dienen ihre Interaktionen vor allem der Selbstfindung und einem Sich-Abgrenzen gegenüber den anderen. Einer biologischen Moral folgend reglementiert die Mutterhündin die Welpen entsprechend und zeigt Brutpflegeverhalten. Hast du schon einmal darüber nachgedacht, wie sehr kulturelle Einflüsse die Sprache eines Welpen bis zur 15. Woche beeinflussen können?

Welpen wachsen mehr oder weniger „zweisprachig“ auf. Was bewirkt das?

Wenn man über Muttersprache im hundesprachlichen Geschehen nachdenkt, dann drängt sich unweigerlich der Gedanke auf, dass eine entsprechende Ausformung und Entwicklung theoretisch betrachtet nur stattfinden kann, wenn der Mutterhündin für die Übermittlung ein entsprechender Zeitraum (beginnender Zahnwechsel bei Welpen) zur Verfügung steht.

Hier ergeben sich für sogenannte Streuner und Straßenhunde durchaus Vorteile, da sie sich von Welpenbeinen an im Kommunikationsgeschehen mit Artgenossen auf einer Ebene bewegen können.

Anders verhält es sich bei Welpen, die von Anbeginn auf engstem Raum mit Menschen in deren Hausstand leben. Hier erfolgt fast zwangsweise eine frühe Modifizierung des in der Basis vorhandenen und normalerweise erbkoordiniert ablaufenden, hündischen Ausdrucksverhaltens.

So kann sich unbedarftes Spiel, wie zum Beispiel mit einem Welpen um Beute zergeln, ebenso negativ auf seine spätere Kommunikationsfähigkeit auswirken, wie auch Erziehungsmodelle, die ausschließlich positive Bestärkung zum Inhalt haben und auf taktile Reglementierung verzichten. Beides bewirkt, dass der Welpe sich in der Kommunikation mit seinem Menschen auf einer kommunikativen Parallelebene bewegt, denn Interaktionen bekommen plötzlich einen anderen Bedeutungsinhalt. Dieser deckt sich nicht immer mit dem, was er mit der Mutterhündin und den Wurfgeschwistern erlebt. Für den Welpen ergeben sich damit unterschiedliche Maßstäbe in der Kommunikation, die auch sein, normalerweise in diesem Alter noch überwiegend erbkoordiniert ablaufendes, Ausdrucksverhalten beeinflussen. Missverständnisse im kommunikativen Bereich sind vorprogrammiert.

Solcherlei beeinflusste Welpen erschweren es einem Beobachter, eindeutige Aussagen darüber zu treffen, ob ein Welpe sich noch hündisch ausdrückt, oder sich bereits kommunikativ auf einer artübergreifenden Metaebene bewegt. Diese Modifikation bewirkt zudem, dass in der Kommunikation oft unvermittelt von einer Ebene auf die andere gewechselt wird und das sowohl mit Artgenossen als auch mit Menschen.

Gerade im Hinblick auf die „eigentliche Hundesprache“ ist es daher meiner Erfahrung nach unerlässlich, sich intensiv mit den überwiegend erbkoordiniert ablaufenden Verhaltensmustern jener Hunde zu beschäftigen, die nicht eng vernetzt im Hausstand des Menschen leben, wie z.B. Streuner, Hunde in Auffangstationen etc. Das hilft, seinen Blick sowohl für „puristische Hundesprache“ als auch für Erziehungskonzepte, welche dem sozialen Miteinander dienen, zu schärfen. Fließt diese Erfahrung bei der Prägung und Erziehung von Hunden mit ein, kann einem eventuellen Defizit im Bereich der Hundesprache entgegengewirkt werden, dass sich aus der frühen Überführung der Welpen in eine soziale Partnerschaft ohne hündisches Regelwerk ergibt.

Die Mutterhündin zeigt den Weg

Solange die Welpen noch blind und taub sind, fällt am Verhalten der Mutterhündin zunächst auf, dass es sich bei der Brutpflege um ein hormonell bedingtes Reiz-Reaktionsmuster handelt, das durch das Verhalten der Welpen ausgelöst wird, und weniger um Interaktionen, die bewusst ablaufende Signalübermittlung zum Inhalt haben.

Erst wenn sich bei den Welpen erste Ansätze von Bewusstsein zeigen, und jeder nach und nach eine Ich-Perspektive entwickelt, die er auch zur Schau stellt, wird zielgerichtete Kommunikation ersichtlich.

Die Welpen finden auf einer empathischen Ebene unter ihresgleichen sofort einen verlässlichen Gegenpol. Sie verstehen sich augenblicklich und das obendrein wortlos. Sie „sprechen“ eine Empfindungssprache, die sich aus Gesten, Gebärden, Stimmungslauten und Geruch zusammensetzt und Stimmungen sowie Ideen transportiert.

Erleichternd für gegenseitiges Verstehen ist, dass schon jetzt feststehende Symbole mit einfließen, die per se sehr stark im Hündischen verankert sind und sich auch durch Prägung und Erziehungsmodelle nie gänzlich auflösen lassen, insbesonderre im Beutebereich (vgl. #5 meiner Blogserie). Hunde werden immer auf diese Symbole zugreifen. Wenn wir Menschen uns daran orientieren und diese übernehmen, hilft uns das, Hunden, deren soziale Kompetenz gelitten hat, auf hündischer Ebene zu begegnen. Auf diese Weise können wir als Mittler zwischen ihnen und ihrem Umfeld fungieren und entsprechende Vertrauensfördernde Aktionen initiieren.


Im nächsten Blogbeitrag beschreibe ich, wie sich aus Spielverhalten von Welpen Hundesprache entwickelt.

Fortsetzung folgt nächste Woche

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Liebe Grüße - Anton

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